Du auch?

Informationen zum Thema Trauma nach Gewalterfah­rungen für Kinder und Ju­­gend­­liche

Du hast Schlimmes erlebt. Körperliche oder sexuelle Gewalt durch Erwachsene oder andere Jugend­liche? Oder du kennst jemanden, der sich dir anver­traut hat, dem so etwas passiert ist? Manche Dinge sind so schrecklich, dass man damit einfach alleine nicht mehr zurechtkommt. Sie können einen verfol­gen, auch viele Jahre später noch.

Egal was passiert ist: Du bist nicht dafür ver­ant­wortlich.

Es ist nicht deine Schuld. Und du bist nicht allein! Jede*r siebte Ju­gend­liche hat Gewalt erlebt. Es geht also vielen Kindern und Ju­gend­lichen wie dir.

Was kannst du tun, um schnell Hilfe zu bekommen?

Du hast sexuelle, psychische oder körperliche Gewalt erfahren? Zögere nicht, dir Hilfe zu holen:

Es gibt einige kostenlose Angebote für Kinder und Jugendliche, bei denen du professionelle Hilfe bekommst. Dort hört man dir zu und kann dich beraten, wie du mit einer Notsituation am besten umgehen kannst. Auch wenn du Hilfe für einen Freund oder eine Freundin suchst. Du kannst entscheiden, wie du den Kontakt herstellen möchtest, ob per Anruf, Chat oder Mail.

Die Nummer gegen Kummer ist eine Tele­fonberatung für Kinder und Jugendliche bei Sorgen, Fragen und Problemen.
Die Nummer ist Montag bis Samstag zwischen 14.00 und 20.00 Uhr erreichbar, kostenlos und anonym.

Telefonische Anlaufstelle des Unabhängi­gen Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs. Kostenfrei und anonym.

Ganz wichtig:

Bleib nicht alleine mit deinen Erlebnissen! Schau dir dazu die Ge­schich­te von Sara an.

Was kannst du tun, damit es dir wieder besser geht?

Man kann das Geschehene nicht mehr ungeschehen machen. Aber man kann dafür sorgen, dass man mit seinen schlimmen Erlebnissen besser zurechtkommt – und wieder ein besseres Leben führen kann. Wie?

Indem man redet.

Mit Freunden oder einer Person, der man vertraut, zum Beispiel. Aber es kann auch helfen, mit Leuten zu sprechen, die sich mit genau solchen Problemen und Geschichten, wie du sie erlebt hast, gut auskennen. Das sind wir. Wir sind ein Team aus Wissenschaftler*innen und Therapeut*innen aus ganz Deutschland, die sich darauf spezialisiert haben, mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam schlimme Erlebnisse zu verarbeiten. Und zwar mithilfe einer speziellen Therapie.

Die nennt sich LoT –
das ist die Abkürzung für
»Leben ohne Traumafolgen«.

Sie richtet sich extra an Kinder und Jugendliche mit Gewalterfahrungen.

Was ist ein Trauma?

Wenn man sehr schlimme Dinge, wie zum Beispiel körperliche Gewalt, Vernach­lässi­gung durch die Eltern oder sexuelle Gewalt erlebt hat, kann man davon ein Trauma bekommen.
Das kann sich bei jedem un­ter­schied­lich auswirken. Zum Bei­spiel können einem die Er­in­ne­rungen an das schlimme Erlebnis immer wieder in den Kopf kommen, obwohl man das gar nicht will. Es kann sein, dass man nachts schlecht schläft oder Alpträume hat. Manche haben tags­über keine Lust mehr auf irgendwas, können nichts mehr essen oder denken viel­leicht sogar, dass sie nicht mehr leben möchten. Manch­mal ist es einfach ein Wort oder ein Geruch oder Kleidungs­stück, das die schlimme Erinnerung wieder zurück­kehren lässt. Aber das muss nicht immer so bleiben. Man kann so ein Trauma ver­ar­bei­ten – und zwar mithilfe einer LoT-Therapie.

Wie genau
geht das?

In der Therapie sprichst du mit einem*einer The­ra­peut­*in. Du lernst, wie du mit Stress und schlechten Ge­dan­ken besser umgehen kannst und was dir in solchen Momenten guttut.
Jede Therapie ist natürlich anders – aber in der Regel hast du ein-zwei Ge­sprächs­termine in der Woche. Die meisten Therapien dauern ca. 12-20 Stunden insgesamt. Aber auch das ist natürlich bei jedem ganz un­ter­schied­lich. Bei der LoT-Therapie kommen auch deine Eltern – oder eine von dir gewählte Vertrauensperson ab und zu mit in die Sitzungen. Du musst die Person aber nicht sofort benennen, du kannst sie auch später noch ge­mein­sam mit dem*der Therapeut*in bestimmen.

Ist es nicht
peinlich mit
jemandem zu
sprechen,
den man nicht kennt?

Nein, denn die Thera­peut­*innen haben schon mit vielen Kindern und Jugend­lichen gesprochen und kennen viele schlimme Geschichten.

Sie wissen, wie schwer es sein kann, Dinge auszusprechen und helfen dir dabei. Du kannst mit ihnen genau besprechen, worüber du reden möchtest – und worüber nicht. Und außerdem gilt: Du hast keine Schuld, dass dir diese Dinge angetan wurden und musst dich auch nicht dafür schämen!

Was muss
ich machen?

Jede*r kann so eine LoT-Therapie machen. Das Ganze ist kostenlos, bzw. die Kosten übernimmt deine Krankenkasse. Wenn du Interesse hast – oder mehr darüber wissen möchtest – kannst du uns kontak­tieren. Wir helfen dir auch eine*n Therapeut*in in der Nähe zu finden.

Melde dich einfach über Instagram Direct bei uns.

Sind nicht gerade alle Therapieplätze besetzt?

Es stimmt, dass viele Men­schen wegen der Coronazeit Hilfe bei Therapeut*innen suchen – und es zurzeit auch lange Wartelisten gibt. Lass dich davon aber nicht ab­schre­cken, es gibt extra Plätze für die LoT-Therapie für Kinder und Jugendliche.

Was tun, wenn es kein Angebot in deiner Nähe gibt?

Leider gibt es LoT noch nicht überall. Aber es gibt überall in Deutschland Kinder- und Jugend­psycho­therapeut*innen, bei denen du eine Therapie machen kannst. Hilfe zur Suche findest du auf der Seite der Bundes­­psycho­­thera­peuten­­kammer. Klicke in der Karte auf das Bundesland, in dem du wohnst. So kommst du zu der Seite der zuständigen Psycho­the­ra­peuten­kammer, auf der du Thera­peut*innen findest, die Kinder und Jugendliche behandeln.

Über uns

Die LoT-Therapie ist eine gut wirksame Psycho­thera­pie (Traumafokussierte Kognitive Verhaltenstherapie – TF-KVT) für Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 21 Jahren.
Diese wissenschaftlich gestützte Psychotherapie erhalten in Deut­schland bisher jedoch nur wenige Be­troffene. Wir möchten sie mehr Kindern und Jugend­lichen zu­gäng­lich zu machen. Wir sind ein Verbund von Wissenschaftler*innen der Uni­versi­täten Frankfurt, Eichstätt, Marburg und Er­langen. Das Projekt ist Teil einer wissen­schaftlichen Studie (Bestforcan) und wird vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung gefördert.