Ess­stö­run­gen

What is it?

Bei den Essstörungen kann man drei Hauptformen unterscheiden:
ANOREXIE

→ auch bekannt als „Magersucht“
→ Häufigkeit: ca. 1 Kind aus 3 Schulklassen (Mädchen sind 10-mal häufiger betroffen als Jungen)

Das sind die Merkmale der Anorexie:
→ Zu geringes Körpergewicht unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Entwicklung
→ Angst vor Gewichtszunahme
→ Störung in der Wahrnehmung der eigenen Figur
→ Körper und Gewicht beeinflussen die Stimmung
Betroffene zeigen typische Verhaltensweisen und Gedanken:
→ Eingeschränktes Essverhalten, z.B. Verzicht auf „verbotene“ Lebens- mittel oder Trinken statt Essen
→ Heimliches und häufiges Wiegen
→ Kalorienzählen
→ Übermäßig viel Sport und Bewegung
→ Strenge Tagespläne
→ Die Gedanken kreisen um Essen und Gewicht
→ Wunsch nach einem perfektem Körper und Kontrolle
→ Die Gefühle schwanken, angenehme Emotionen können abgeschwächt sein
→ Extremer Ehrgeiz

Das kann Folgen haben!
→ Veränderte Hormone, z.B. kann die Menstruation ausfallen
→ Langsamerer Stoffwechsel: Frieren, Schwindel, Energielosigkeit
→ Magen- und Darmbeschwerden, Bauchschmerzen
→ Schwächung des Immunsystems
→ Nährstoffmangel
→ Brüchige Knochen
→ Probleme in der Familie, Streit
→ Unsicherheit und geringes Selbstwertgefühl
→ Sozialer Rückzug

Anorexie ist die tödlichste psychische Krankheit!

→ Häufigkeit: ca. 1 Mädchen aus 2 Schulklassen (Mädchen sind 9-mal häufiger betroffen als Jungen)

Das sind die Merkmale von der Bulimie:
→ Unterschied zur Anorexie: normales Körpergewicht
→ Wiederholte Episoden von Essanfällen mit Kontrollverlust (Heißhungerattacken: während dieser Attacken werden meist mehrere 1000kcal zu sich genommen; das ist die Menge, die eine Person normalerweise über den kompletten Tag zu sich nimmt)
→ Gegenmaßnahmen, um einer Gewichtszunahme entgegenzusteuern z.B. Übergeben, Fasten, Abführmittel oder übermäßiges Ausmaß an Sport
→ Schuldgefühle/ Scham nach Essanfällen
→ Figur und Körpergewicht haben einen übermäßigen Einfluss auf die Selbstbewertung
→ Verhalten muss häufig und über einen längeren Zeitraum auftreten:
(Mind. einmal pro Woche über einen Zeitraum von 3 Monaten)

Das kann Folgen haben!
→ Mangelernährung, Organschäden, Zahnschäden
→ Menstruationsstörungen und Unfruchtbarkeit
→ Trockene Haut, brüchige Haare und Haarausfall
→ Scham- und Ekelgefühle
→ Größeres Risiko zur Entwicklung psychischer Störungen

→ Häufigkeit: ca. 1 Kind aus 1 Schulklasse (Mädchen sind 2-mal häufiger betroffen als Jungen)

Das sind die Merkmale der Binge-Eating-Störung
→ Essattacken unabhängig vom Hungergefühl während dieser Attacken werden meist mehrere 1000kcal zu sich genommen; das ist die Menge, die eine Person normalerweise über den kompletten Tag zu sich nimmt; allerdings ohne Gegenmaßnahmen wie bei der Bulimie
→ Mindestens 1x/Woche
→ Kontrollverlust, Hilflosigkeit
→ Das Körpergewicht schwankt häufig phasenweise sowohl nach oben
als auch nach unten
→ Schuldgefühle, Scham, Ekel und Deprimiertheit nach Essanfällen

Das kann Folgen haben:
→ Starkes Übergewicht
→ Probleme des Herz-Kreislauf-Systems: höheres Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt
→ Gelenkprobleme
→ Geringes Selbstwertgefühl, Scham, Ekel vor sich selbst
→ Größeres Risiko zur Entwicklung von psychischen Störungen (z.B. Depressionen, Angststörungen, Substanzabhängigkeiten)
→ Sozialer Rückzug

Die einzelnen Formen sind eng miteinander verwandt und können im Verlauf einer Erkrankung auch ineinander übergehen. Manchmal vermischen sich auch die Merkmale.

Um abzuklären, ob, und wenn ja, welche Essstörung vorliegt, sollte man sich an eine:n Spezialist:in wenden: ein:e Psychotherapeut:in oder ein:e Psychiater:in.

In Action

Es ist nicht immer einfach, eine Essstörung zu erkennen, aber es gibt eine Reihe von Signalen, die darauf hindeuten können. Wichtig dabei ist, dass ein einzelnes Anzeichen noch nicht bedeutet, dass die Person auch wirklich eine Essstörung hat. Es geht immer um das Gesamtbild. Jedoch können die folgenden Punkte bei der Einschätzung helfen:
→ Sehr wenig essen (Diät als Dauerzustand)
→ Eingeschränkte Auswahl an Nahrungsmitteln (Verbotene Lebensmittel)
→ Essattacken (unkontrollierter Verzehr großer Nahrungsmengen in kurzer Zeit)
→ Starke Gewichtsveränderungen
→ Rückzug nach Mahlzeiten sowie heimliches Essen bzw. Essen mit anderen vermeiden

Essstörungen sind eine gefährliche Erkrankung, die nicht nur den Betroffenen, sondern auch das gesamte Umfeld prägen und mit vielen gesundheitlichen Schäden einhergehen. Essstörungen sind aber nicht ausweglos, sondern behandelbar! In einer Therapie lernen Betroffene, ihre Ernährung und ihr Körpergewicht schrittweise zu normalisieren und weniger ihr Leben bestimmen zu lassen. Auch an den grundlegenden Problematiken kann hier gearbeitet werden. Dabei kann es sinnvoll sein, eine Zeit lang in einer darauf spezialisierten klinischen Einrichtung zu verbringen, um intensiver therapeutisch arbeiten zu können als dies zunächst in einer psychotherapeutischen Praxis möglich ist.
Sich einzugestehen, dass man ein Problem haben könnte, und sich Hilfe zu holen, erfordert viel Mut. Beratungsstellen, die unverbindlich und anonymisiert Auskunft über Hilfsangebote geben, können ein erster wichtiger Schritt auf diesem Weg sein.

1) Reduziere die betroffene Person nicht auf ihre Essstörung, sondern nimm sie als Mensch wahr

2) Wenn du dir Sorgen machst, weil ein Freund/eine Freundin sehr dünn ist oder sich immer mehr zurückzieht: Versuche, ein Gespräch mit der Person zu führen. Achte dabei bitte auf folgendes:

→ Ich-Botschaften: beschreibe die Veränderungen, die dir aufgefallen sind aus der Ich-Perspektive und erkläre, warum sie dir Sorgen machen (“Ich habe das Gefühl, dass…”, “Mir ist aufgefallen, dass…”, “Ich mache mir Sorgen, weil…”)
→ Sei offen, geduldig und verständnisvoll.
→ Du kannst deine Sorgen mehrmals ansprechen, akzeptiere aber bitte auch, wenn die betroffene Person nicht darüber sprechen will.
→ Achte darauf, dass das Gewicht, die Figur und das Essverhalten nicht im Mittelpunkt des Gesprächs stehen.
→ Mache keine Vorwürfe, Schuldzuweisungen oder Drohungen während des Gesprächs!
→ Spreche die Person nicht in der Gruppe an, besser unter vier Augen.
→ Hol dir Hilfe (die eigene Überforderung eingestehen/andere auf das Thema aufmerksam machen, aber zuerst das persönliche Gespräch suchen!).

3) Zeige Unterstützungsbereitschaft:

→ Versuche vorsichtig die Person zu motivieren, Hilfe in Anspruch zu nehmen
→ Du kannst die betroffene Person bei der Suche nach Hilfe unterstützen und anbieten, gemeinsam zu einer Beratungsstelle zu gehen
→ Sprecht auch über positive Dinge und teilt gemeinsam schöne Erlebnisse

Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche Marburg
Gutenbergstr. 29, 35037 Marburg
→ Telefon: 06421-28 25096
→ Mail: kuji04@staff.uni-marburg.de

Nummer gegen Kummer: anonym und kostenlos
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→ Kinder- und Jugendtelefon: 116 111 (Mo – Sa: 14 – 20 Uhr)
→ Online-Beratung mit Chatfunktion: (Mo – Do: 14 – 18 Uhr)
→ Mail-Beratung: jederzeit

Telefonseelsorge
→ Telefon: 0800 1110111 oder 0800 1110222

TherapeutInnen finden
→  Kassenärztliche Bundesvereinigung:
Vermittlung von Therapieplätzen in Hessen
Telefon: 116 117 (Mo – Fr: 7 – 17Uhr)
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→ Marburg: zur Webseite
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